Grüner Star

Der Grüne Star, lateinisch Glaukom,  ist eine in Deutschland häufig auftretende Erkrankung  der Nervenfaserschicht des Auges, die mit einem voranschreitenden Gesichtfeldausfall mit dem Risiko einer Erblindung einhergeht. In den Spätstadien dieser Erkrankung wird ein Schaden am Sehnerv  sichtbar. Erst ab 60 Prozent Nervenfaserschaden kann der Patient selbst ein Gesichtfeldausfall bemerken.

Bevor die Gesichtsfelddefekte, in der Regel erst bei einem Ausfall von 40-50 Prozent der Nervenfasern, klinisch in Erscheinung treten, kommt es oftmals zum typischen Verlust von Nervenfasern. Mittels einer Nervenfaserschichtanalyse können  Ausfälle schon sehr früh und vor einem Gesichtsfeldausfall erkannt werden. Dies ist mittels der sogenannten Optischen Cohärenz-Tomografie (OCT) analysierbar. Auch im Verdachtsfall oder im  Verlauf  können  kleinste Unterschiede sehr gut objektivierbar dargestellt werden. (OCT-Bild)

In den Frühstadien verläuft die Erkrankung für den Patienten unbemerkt, da weder Beschwerden noch Sehprobleme auftreten. Daher ist eine Früherkennung der Erkrankung sehr wichtig, um  Schäden an den Sehnerven so früh wie möglich abzuwenden. Die Basisdiagnostik umfasst die Augeninnendruckmessung und die mikroskopische Begutachtung der Sehnerven.

Ein erhöhter Augeninnendruck ist der häufigste Risikofaktor für den Grünen Star. Da die Augeninnendruckwerte stark von der individuellen Hornhautdicke abhängen, sollte die Hornhautdicke grundsätzlich mitgemessen werden (Pachymetrie). Diese Untersuchungen können mit modernen Geräten völlig schmerzfrei und berührungslos durchgeführt werden.

Völlig unabhängig von der Hornhautdicke und anderen Störfaktoren misst der moderne Dynamic-Contour-Tonometer (Pascal®) den Augeninnendruck elektronisch und noch präziser als die Standartverfahren. Zusätzlich wird mit diesem Gerät sogar der tatsächliche Augeninnendruck mehrfach und sehr schnell hintereinander ermittelt und die okuläre Pulsamlitude (OPA) gemessen, also die Durchblutung des Auges. Das ist für die Risikobeurteilung eines eventuellen Voranschreitens des Glaukomschadens wichtig. 

Um die richtige Therapieauswahl zu treffen, ist es wichtig krankhafte Augeninnendruckschwankungen auch in der Nacht zu erfassen. Dazu bieten wir unseren Patienten die Messung über 24 Stunden mit einem neuartigen tragbaren System. Im Gegensatz zur üblichen Tages-Nacht-Messung müssen die Patienten nicht mehr wie sonst üblich über Nacht in die Klinik und müssen auch nicht in der Nacht mehrfach geweckt  werden. Ähnlich wie eine 24 Stunden Blutdruckmessung werden kontinuierlich Daten unter ambulanten Alltagsbedingungen auch im Schlaf erfasst. Zusätzlich gibt das System weitere Informationen, wie Schlaf- und Wachrhythmus und Körperpositionen.

Neben einem erhöhten Augeninnendruck können auch andere Faktoren, wie Durchblutungsstörung einen Grünen Star verursachen. In diesen Fällen ist es sinnvoll interdisziplinär mit Hausarzt und/oder Internisten zusammenzuarbeiten und den Blutdruck über 24 Stunden messen zu lassen.

Zusätzlich sollte der Zustand und die Funktion der Gefäße im Auge mittels retinaler Gefäßanalyse (RVA) überprüft werden. Dabei können Veränderungen der Mikrogefäße an der Netzhaut schon in einem Frühstadium erkannt werden und ggf. früher behandelt werden. Bei der OCT-Angiographie (OCTA) werden die oberflächlichen, mittleren und tiefen Schichten der Netzhautgefäße dargestellt. Hier lassen sich eine Vergröberung der Mikrogefäßstruktur (Rarefizierung) und damit eine schlechtere Durchblutung auch im Verlauf der Erkrankung gut darstellen.

Der Grüne Star kann vererbt werden. Daher ist beim Auftreten von Grünem Star in der Familie von einem erhöhten Risiko auszugehen.

 

Die Therapie des Grünen Stars erfolgt in den meisten Fällen durch Augentropfen. Als Ergänzung oder Verstärkung der Therapie kommen verschiedene Lasertherapien zum Einsatz. Sowohl medikamentöse als auch Lasertherapie dienen in erster Linie dazu, den Augeninnendruck zu senken.

Eine sanfte Methode ist die sogenannte Selektive-Laser-Trabekuloplastik (SLT): Diese bewährte Laserbehandlung  führt zu einer Erweiterung der Abflusskanäle des Auges. Dadurch wird der Abtransport des Kammerwassers gefördert und der Augeninnendruck sinkt. Die Behandlung kann bei Bedarf auch wiederholt werden.

Der Argon-Laser kann bei engem Kammerwinkel die Abflussbehinderung im Bereich der Linse und der Regenbogenhaut (Iris) beheben, indem dort mit Hilfe des Lasers die Regenbogenhaut neu modelliert wird.

Der Laseriridotomie ist eine Methode, mit der ausschließlich Druckdifferenzen zwischen der vorderen und hinteren Augenkammer ausgeglichen werden können. Alle Lasereingriffe werden unter lokaler Betäubung durchgeführt und sind völlig schmerzfrei. Der Patient kann direkt nach der Behandlung nach Hause gehen.

Weiterführende operative Verfahren sind nur selten notwendig und bestehen in der Anlage eines Abflusses des Augenwassers aus dem Augeninneren. Dies geschieht entweder mit Schnitten oder mit der Einpflanzung von Kunststoffventilen.